EU-Verpackungsverordnung als Chance: Cross-Chain-Collaboration, Rückverfolgbarkeit und intelligente Verpackung erforderlich
Veröffentlicht am 24. September 2024 in Sustainable Manufacturing
Unternehmen der europäischen Lebensmittel- und Konsumgüterbranche müssen radikale Änderungen der Verpackungsvorschriften meistern. Automatisierte Rückverfolgbarkeit und digitale Wasserzeichen können Firmen der Konsumgüterindustrie unterstützen, Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft beizutragen.
Laut Eurostat hat im Jahr 2021 jeder EU-Bürger rund 188,7 Kilogramm Verpackungsmüll produziert. Das sind fast 32 Kilo mehr als im Jahr 2011. In diesem Zeitraum ist auch die Menge der Kunststoffverpackungsabfälle um 27 Prozent gestiegen. Und obwohl die Recyclingquoten ebenfalls zugenommen haben, werden viel zu viele Kunststoffverpackungen immer noch nicht wiederverwertet. Neuste Statistiken deuten darauf hin, dass nur wenige Länder in Europa eine Kunststoffrecyclingquote von 50 Prozent erreichen.
Die EU-Kommission hat erkannt, dass der bestehende Rechtsrahmen nicht ausreicht, um Verbesserungen voranzutreiben. Deshalb wurde 2022 vorgeschlagen, die Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) von 2018 zu überarbeiten. Die neue PPWR soll Ende 2024 in Kraft treten und wird die Art und Weise, wie Verpackungen gestaltet, genutzt und entsorgt werden, grundlegend verändern. Der Geltungsbereich der aktualisierten Richtlinie ist breit gefächert, doch ihre grundlegenden Ziele sind weniger Verpackungsabfall und verbesserte Recyclingfähigkeit von Verpackungen.
Regulierungsanforderungen
Die Verordnung stellt neue Anforderungen an Regierungen und Industrie. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen nicht nur strenge Zielvorgaben für die Verpackungsreduzierung erfüllen, sondern auch Pfandsysteme (Deposit Return Schemes, DRS) für Kunststoffflaschen und Getränkedosen einrichten sowie Systeme und Infrastrukturen für die Rückgabe und getrennte Sammlung aller Verpackungsabfälle von Endverbrauchern schaffen, um ein hochwertiges Recycling zu ermöglichen.
Hersteller sind verpflichtet, bis 2030 alle Verpackungen wiederverwertbar zu machen sowie die von ihnen verwendeten Verpackungsmengen zu dokumentieren und zu melden. Mit der Verordnung wird auch eine erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR) für Verpackungshersteller in Form einer finanziellen Beteiligung an den Kosten für die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen eingeführt.
Zuständigkeiten werden neu aufgeteilt
Im Wesentlichen treibt die Verordnung die Verantwortlichkeit für Verpackungsabfälle voran und trägt dazu bei, den Druck auf Player der Konsumgüterindustrie zu erhöhen: Sie müssen Verantwortung für die von ihnen auf den Markt gebrachten Verpackungen während ihres gesamten Lebenszyklus übernehmen. Während viele dieser Verpflichtungen in dem von den europäischen Gesetzgebern vereinbarten Text schwarz auf weiß (manchmal auch grau) festgehalten sind, gibt es auch eine „ungeschriebene“ Dimension dieser Verordnung.
Die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllen werden können, wenn sie alleine vor sich hinarbeiten. Es ist ein noch nie dagewesenes Maß an linienübergreifender Zusammenarbeit erforderlich. Hersteller können nur dann Verpackungen entwerfen, die sich in großem Umfang recyceln lassen, wenn sie wissen, wie die Infrastrukturen für Abfallsammlung und -sortierung aussehen und welche Sortier- und Recyclingtechnologien eingesetzt werden sollen. Hersteller müssen ihre Verpackungen ganzheitlich kennen.
Im Grunde schafft die neue Verordnung einen Rahmen für eine kreislauforientierte Verpackungswirtschaft, die in der Praxis Rückverfolgbarkeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg erfordert.
Automatisierte Rückverfolgbarkeit für eine verbesserte Kreislaufwirtschaft
Der Schlüssel zur Rückverfolgbarkeit von Verpackungen sind Daten, und hierfür sind Datenträger vonnöten, die während der gesamten Lebensdauer der Verpackung lesbar sind, selbst wenn sie verschmutzt oder beschädigt sein sollte. Erfahrung hat uns aber gelehrt, dass herkömmliche Datenträger ihre Aufgabe zumeist nur von dem Moment an erfüllen, in dem sie auf die Verpackung aufgebracht werden, bis zu dem Moment, in dem sie den Verbraucher erreichen. Allerdings funktionieren sie häufig weniger gut, wenn das Produkt verbraucht und die Verpackung entsorgt wird. Dies ist eines der Hauptprobleme, die angegangen werden müssen, um die vielfach diskutierte Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen.
Digitale Wasserzeichen bieten in diesem Zusammenhang diverse Vorteile gegenüber herkömmlichen Datenträgern. Sie bleiben lesbar – selbst wenn sie schwierigen Bedingungen wie höheren Bandgeschwindigkeiten, starker Verschmutzung oder Zerkleinerung ausgesetzt sind. Deshalb sind digitale Wasserzeichen ein vielversprechendes Instrument für vermehrtes Recycling, denn sie helfen, die Identifizierung von Verpackungen in Wiederaufbereitungsanlagen zu automatisieren. Anhand der im Wasserzeichen eingebetteten Daten lassen sich Verpackungen automatisch dem richtigen Sortierstrom zuführen, was letztlich zu nahtloseren, sauberen Abläufen und hochwertigeren Recyclingmaterialien führt.
OMRON hat dieses Potenzial erkannt und sich mit Digimarc (tcm:333-117672), einem führenden Anbieter digitaler Wasserzeichentechnologien, zusammengetan, um eine innovative industrielle Automatisierungslösung für die Rückverfolgung von Verpackungen während ihres gesamten Lebenszyklus zu entwickeln.
Hürden gemeinsam meistern
Eine der Herausforderungen bei der Implementierung digitaler Wasserzeichentechnologie in der Industrie besteht darin, dass die Wasserzeichen zumeist bei hohen Geschwindigkeiten identifiziert, gelesen und geprüft werden müssen, um kommerziell nutzbar zu sein. Das ist keine einfache Aufgabe, vor allem dann nicht, wenn die Verpackungen aus schwer zu prüfenden Materialien bestehen oder in unterschiedlichen Ausrichtungen vorliegen.
Die leistungsstarken Smart Kamera- und Bildverarbeitungssysteme von OMRON, die KI und Deep-Learning-Algorithmen nutzen, bieten neue Möglichkeiten für die schnelle und präzise Identifizierung, Inspektion und Initiierung von Track-and-Trace-Merkmalen bei hohen Geschwindigkeiten. Sie eignen sich sogar für das Scannen schwierigerer Verpackungsformate wie transparenter Folien oder zylindrisch etikettierter Flaschen.
Viel mehr als nur Compliance-Vorteile
Die Einführung derartiger Technologien für die Identifizierung und Sortierung von Verpackungsmaterialien ist im Zusammenhang mit der PPWR-Richtlinie zwar wichtig, doch ihre Vorteile gehen über reine Compliance hinaus. Sie können einen Mehrwert schaffen, indem sie Kontrollen und Überprüfungen automatisieren, um etwa eine falsche Zuordnung oder Etikettierung von Fertigproduktkomponenten zu verhindern sowie die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Herstellung, Abfüllung und Zustellung verpackter Ware zu erhöhen.
Unternehmen und Co. müssen vermehrt Verantwortung für Verpackungsabfälle und hiermit einhergehende Abläufe übernehmen. Zugleich gilt es den Verpackungskreislauf zu schließen. In diesem Zusammenhang wird Rückverfolgbarkeit zu einem Eckpfeiler der Lieferketten. Intelligente Verpackungen mit digitalen Wasserzeichen, die durch fortschrittliche Automatisierung und Identifizierung ermöglicht werden, sind ein leistungsfähiges Tool, um wertvolle Ressourcen zurückzugewinnen.
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